Sonntag, 5. Juli 2015

Die Drachme kam 1832 aus Bayern nach Nauplion/Griechenland.

Von: Konstantin Sot. Kotsowilis, M.A., Historiker, 
               Stand: 3. Juli 2015

Die 3. Griechische Nationalversammlung wählte am 14. April 1827 in Trizina den aus Korfu stammenden Grafen loannis Kapodistrias (1776 - 1831) zum regierenden Präsidenten (Κυβερνήτης). 

Eine seiner wichtigsten Amtshandlungen war 1828 die Einführung der Phönix-Münzen als offizielle Währung.

Phönix 1828
 Geprägt wurden sie in seinem Haus in der Stadt Aegina auf der gleichnamigen Insel, die nach der Befreiung Griechenlands von jahrhundertelanger osmanischer Fremdherrschaft die erste vorläufige Hauptstadt war.

Nach der Ermordung von Kapodistrias am 9. Oktober 1831 in der zweiten vorläufigen Hauptstadt Nauplion, proklamierte die darauffolgende 5. Griechische Nationalversammlung in Pronia bei Nauplion am 8. August 1832 den 17-jährigen bayerischen Prinzen Otto (1815 - 1867) durch das einstimmig beschlossene zweite Dekret zum König von Griechenland. 
König Otto I. von Griechenland
Der Vorschlag, den Wittelsbacher Prinzen Otto zum König von Griechenland wählen zu lassen, war von den Schutzmächten Frankreich, Großbritannien und Russland gemäß dem Londoner Staatsvertrag vom 7. Mai 1832 ausgehandelt worden. 

Diese Vorgehensweise, d.h. die einhellige Unterstützung durch die Schutzmächte und die parlamentarische Wahl Ottos durch die Griechen selbst, war für seinen Vater, König Ludwig I. von Bayern (1786 - 1868) Voraussetzung für seine Zustimmung zur Entsendung Ottos nach Griechenland. 

Die Zustimmung des griechischen Volkes zur Errichtung einer neuen Dynastie in ihrem Land, hielt Ludwig I. für zwingend geboten.


Die antike Silberdrachme galt seit dem 5. Jh. v. Chr. im alten Athen als offizielle Währung, war aber noch nicht in Lepta (das spätere Kleingeld) unterteilt, sondern in sechs Obolen (οβολός) - im Deutschen als "Obolus" bekannt.
 Hundert Drachmen ergaben eine Mine (μνα) und 60 Minen ein Talent (τάλαντον).

Die Souveränitätsrechte des noch minderjährigen Monarchen Otto übte in vollem Umfang der von Ludwig I. von Bayern am 23. Juli 1832 für drei Jahre ernannte Regentschaftsrat aus.

 Dieser bestand aus drei ordentlichen Räten: 
Graf Joseph Ludwig von Armansperg
dem Minister, Staats- und Reichsrat Joseph Ludwig Graf von Armansperg (1787 - 1853) als Vorsitzer (Regentschaftspräsident),

dem Staats- und Reichsrat Professor Georg Ludwig von Maurer (1790 - 1872) und

dem Generalmajor der Artillerie Carl Wilhelm von Heideck (1787 - 1861) 

sowie aus zwei stellvertretenden Räten: 

dem Ministerialrat des Inneren Karl August Ritter von Abel (1788 - 1859) und

dem Ministerialrat der Finanzen Dr. Johann Baptist von Greiner (1781 - 1857).

 Im Herbst 1832 arbeitete er unter Vorsitz des Grafen von Armansperg
in München-Schwabing einige wichtige Themen aus, darunter die Einführung einer neuen Währung für Griechenland durch Prägung der Drachme im Münchner Hauptmünzamt.

Im Auftrag des Regentschaftsrates wurden daraufhin 
goldene 20-Drachmen-Münzen im Wert von 351.000,00 Dr, silberne 5-Drachmen-, 1-Drachmen- und 25-Lepta- Münzen im Gesamtwert von 3.660.000,00 Dr und kupferne 5-, 2- und 1- Lepta- Münzen im Wert von 248.500,00 Dr hergestellt.

Nach der Herstellung begab sich das "neue Geld" im Dezember 1832 auf eine mehrwöchige Reise von München über Italien nach Griechenland, 
wo es am 6. Februar 1833 in Nauplion ankam.

 Der Geldtransport erfolgte unter allerhöchster Begleitung, nämlich des jungen Königs Otto, des gesamten Regentschaftsrates und bewacht von einem auf drei Jahre abkommandierten bayerischen Schutzkorps in Brigadestärke, bestehend aus insgesamt 3.582 Soldaten und Offizieren unter Generalmajor der Kavallerie Friedrich Freiherr von Hertling (1781 - 1850).
Otto König von Griechenland, Drachme von 1832
Die Drachmen-Währung löste ab Februar 1833 die Phönix-Münzen ab und galt bis 2001, d.h. bis zur Einführung der europäischen Währungseinheit, des EURO.

Dem Hauptmünzdirektor Heinrich Josef Ritter von Leprieur (1766 - 1837) wurde am 2. Juni 1835 auf Vorschlag des griechischen Ministerrates das goldene Ritterkreuz von König Otto von Griechenland verliehen, weil er sich, wie 30 andere ausgezeichnete bayerische Philhellenen, um den neuen griechischen Staat verdient gemacht hatte.

 Die im Juni 1834 nach Bayern zurückberufenen Georg Ludwig von Maurer und Karl August von Abel ersetzte ab 1. Juli 1834 (bis Ende Mai 1835) im Regentschaftsrat als zweiter in der Rangordnung Egid von Kobell (1772 - 1847). 

Das Abberufungs-Reskript Maurers und Abels überbrachte persönlich der Philhellene Architekt Leo Ritter von Klenze (1784 - 1864). 

Auf Kobells Initiative wurde ungeachtet aller Gegenvorschläge im Griechischen Ministerrat — insbesondere von Korinth, Megara und Piräus — die endgültige Verlegung der Hauptstadt von Nauplion nach Athen durchgesetzt.

Dafür erhielt Kobell, nach Billigung durch König Ludwig I. von Bayern, am 10. Januar 1835 das athenische Ehrenbürgerrecht.

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